10.10.2018 - Auf der Alm bei Bad Pyrmont

Eine wetter-traumhafte Woche liegt vor uns und wir beschließen, in nicht zu ferne Ferne zu reisen und den goldenen Oktober zu genießen. Unsere Wahl fällt auf den Campingplatz Schellental bei Bad Pyrmont – einfach aufgrund der tollen Bewertungen im Internet.

Nach 3 Stunden Fahrt – wir sind nur Bundes- und Landesstraßen gefahren – kommen wir an, mitten in der Mittagspause. Die Schranke ist jedoch geöffnet und wir können in Ruhe den Platz erkunden.

Der Platz teilt sich auf in den unteren Teil mit parzellierten Plätzen und einigen Dauercampern sowie dem Restaurant, der Rezeption und einem älteren Sanitärgebäude.

Der Biergarten ist urgemütlich, wirklich nettes Ambiente
Rezeption und das alte Sanitärgebäude, sauber aber etwas düster
Der untere Teil des Campingplatzes, wirklich schön ausgestattet

Der obere Teil nennt sich „Alm“ und sagt uns wesentlich mehr zu. Erstmal gibt es hier ein modernes Sanitärgebäude, dann hat man einen fantastischen Ausblick über die Felder und die sanften Gebirgszüge des Weserberglandes. Hier oben ist fast alles leer, nur vereinzelt stehen einige Wohnmobile oder Zelte. Der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen!

Zur Alm geht es steil herauf, aber es lohnt sich

Wir packen Tisch und Stühle aus sowie Sammys Matte. Dann wird erst einmal Tee getrunken, dazu gibt es Apfelkuchen, den ich vorher in Bremen noch gebacken hatte. Wir sitzen im T-Shirt vor unserem Womo – Mitte Oktober, wundervoll.

Abends nach dem Duschen gehen wir zum Restaurant hinunter. Es ist schon richtig dunkel und auch ziemlich kalt. Im Restaurant ist heute Schnitzeltag, Schnitzel zum Sattessen für 12 €. Und was wir total gut finden, ist, dass man auf der Terrasse essen kann. Alle Tische sind mit Kerzen beleuchtet und die vom Restaurant aufgestellten Gasheizpilze verströmen eine wohlige Wärme. Im Restaurant ist Selbstbedienung, man kann sich Schnitzel, Pommes, Kartoffeln, Nudeln, Pilzsauce (mit frischen Waldpilzen!) und Salate nehmen, soviel man will. Und wie sich herausstellt, alles total lecker! Wir verbringen hier einen schönen Abend und machen uns dann wieder auf den Weg nach oben – das nächste Mal nehmen wir eine Taschenlampe mit.

Zurück auf unserem Platz bemerken wir, dass auf den nahegelegenen Feldern reges Treiben ist. Schwere Landmaschinen sind dort am Werke und nach kurzer Zeit können wir auch riechen, was die dort machen. Es duftet dermaßen nach Gülle, dass wir uns schnell in unser Womo verziehen und ins Bett gehen. Alles in allem ein wunderschöner Tag.

11.10.2018 - Bad Pyrmont bei Gute-Laune-Wetter

Morgens bei bestem Sonnenschein und mit allerbester Laune (der Güllegestank hat sich inzwischen verflüchtet) wird gefrühstückt. Leider gibt es keinen Brötchenservice auf dem Campingplatz mehr, da es sich laut Aussage der Dame an der Rezeption nicht lohne bei den wenigen Campern.

Wir schnappen unsere Buddys und fahren durch die Felder nach Bad Pyrmont. Bis zur Innenstadt sind es ca. 2 km. Diese unterscheidet sich nicht viel von anderen Städten, man findet die gleichen Geschäfte und Boutiquen. Wir kommen zur Wandelhalle „Hyllige Born“, ein imposantes Gebäude im griechischem Säulenstil.

An der Seite gibt es ein Straßencafé/Restaurant, auf dessen Terrasse wir noch einen freien Tisch ergattern. Wir bestellen uns einen Pinot Gris – die Weinkarte ist nicht besonders ergiebig, wir sind hier ja auch eher im Mineralwasserland.

Vor der Wandelhalle kann man diese uralte Quellen unter Glas betrachten.

Mir ist aber eher nach richtigem frischem Wasser, daher gehe ich in die Wandelhalle – ohne Sammy, bin mir nicht sicher, dass Hunde hier willkommen sind. Drinnen gibt es das Café, auf dessen Terrasse wir gerade gesessen haben. Dann jede Menge an Boutiquen, in denen die VerkäuferInnen gelangweilt herumstehen. Einen Mineralwasser-Ausschank sehe ich nirgendwo.

Anschließend wollen wir den Schloßpark besichtigen, der wunderschön angelegt sein soll mit vielen Palmen. Na ja, wir stehen am Eingang vor der Verbotstafel – es ist hier vieles verboten, unter anderem eben auch Hunde. Der Eintritt kostet 4 € pro Person.

Schade, Sammy darf nicht rein.
Der Park, vom Eingang aus gesehen.

Dann fahren wir eine Allee entlang, rechts und links im Schatten der Bäume Restaurants und Cafés. Uns ist es dort aber zu schattig. Dahinter gibt es eine Reihe Geschäfte unter Arkaden. Es gibt dort unter anderem auch ein Geschäft für Hundezubehör, in dem es allerlei originelle Dinge gibt für gut situierte Hunde und deren Besitzer. Leider ist der Laden geschlossen.

Wir finden eine Schlachterei, die sich Wurstbasar nennt, und kaufen leckere Auflage ein. In der Bäckerei dann noch ein Landbrot und schon sind wir ausgerüstet für eine zünftige Brotzeit auf unserem Platz, Wein haben wir noch von unserer letzten Moselreise dabei.

Der Rückweg geht fast nur bergauf, was unseren Buddys kein Problem bereitet, wir kommen ganz entspannt wieder am Campingplatz an. Dort genießen wir unsere Brotzeit bei bestem Wetter. Auch Sammy ist ganz relaxed und freut sich über jeden Bissen, der für ihn abfällt, bevor er sich vor dem Wohnmobil für einen längeren Mittagsschlaf zurecht legt.

12.10.2018 - Auf der Suche nach dem Pyrmonter Wasser

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Bad Pyrmont. Heute will ich doch mal das Quellwasser probieren. Ein anderer Camper hat uns erzählt, dass es im Hylligen Born gleich rechts neben dem Eingang einen Ausschank gibt.

Auf dem Campingplatz gibt es etliche Kurgäste, die die Kurangebote von Bad Pyrmont nutzen und jeden Tag dorthin zu ihren Anwendungen fahren.

Jetzt kennen wir uns in der Innenstadt schon etwas aus und steuern direkt den Hylligen Born an. Thomas und Sammy suchen sich ein Plätzchen auf der Café-Terrasse, während ich mich auf die Suche nach dem Quellwasser mache.

Und tatsächlich, direkt rechts neben dem Eingang finde ich das „Staatsbad Pyrmont“ mit Zapfstellen von 6 verschiedenen Quellen.

Ich probiere die ganz rechte Quelle – die Hufelandquelle. Igitt, das Wasser ist aber salzig und etwas seifig. Das wäre keine Trinkkur für mich.

Die anderen Heilwasser sind lecker, vor allem die Helenenquelle sagt mir zu, hat auch den höchsten Calciumgehalt von allen.

Auf alle Fälle scheinen diese Wässer appetitanregend zu sein, mein Magen knurrt und so suchen wir uns ein kleines Restaurant am Anfang der Fußgängerzone. Es liegt etwas zurückgezogen von der Straße hinter Rosenbeeten, die jetzt im Oktober noch in voller Blüte sind.

Als Tagesgericht gibt es gebratenes Zanderfilet mit Dillkartoffeln und Zitronensauce – Thomas ist begeistert. Ich bestelle mir ein Omelett mit frischen Pilzen. Beide Gerichte sind sehr lecker. Zum Abschluss gibt es für jeden einen großen Eisbecher mit Sahne, der zum Tagesgericht gehört.

Frisch gestärkt geht es weiter in Richtung Tierpark, wo es noch einen Womo-Stellplatz gibt, den wir uns ansehen wollen.

Vom Hylligen Born aus geht die wunderschön angelegte Hauptallee, die älteste Kurparkanlage der Welt. Im unteren Bereich setzt sie sich als Wassererlebnisroute fort.

Hier kann man Wassertreten, was Sammy auf dem Rückweg ausprobiert hat
"Platz der vier Jahreszeiten" mit Skulpturen des Künstlers Jürgen Goertz

Wir finden den Tierpark (in den Sammy natürlich auch nicht rein darf) und schauen uns den Womo-Stellplatz an. Dieser Platz ist gut besucht, es sind nur noch wenige Plätze frei – ideal wegen der Nähe zur Innenstadt und zu den Kuranwendungen. Für uns jedoch zu wenig Grün und zuviel Kuschelcamping.

Hinter dem Tierpark führt ein Weg hinunter zum Fluß Emmer, das ist schon eher nach unserem Geschmack.

Es gibt sicher noch viel zu entdecken in dieser schönen Stadt. Für heute reicht es uns aber, wir fahren zurück zu unserem Platz und verbringen den Rest des Tages dort und genießen die Ruhe und den Ausblick auf die bunte Natur im Oktober.

13.10.2018 - Grohnder Fährhaus - da föhrt we nech wedder hen

Beim Stöbern im Internet werden wir auf einen Campingplatz in der Nähe aufmerksam, der erst 2016 in Betrieb genommen wurde. Die Bewertungen hören sich alle vielversprechend an und die Lage direkt an der Weser ist bestimmt interessant. Der Betreiber selbst hat einen einstündigen Imagefilm ins Netz gestellt, in dem er die moderne und kundenorientierte Ausstattung hervorhebt.

Also los geht es gegen 11 h in Richtung Grohnde. Wir fahren einen kleinen Umweg, weil wir nicht mit der Fähre übersetzen wollen. Im Hintergrund immer die Kühltürme vom AKW Grohnde, die etwas bedrohlich wirken und diese schöne Gegend verschandeln. Nun gut, wir ignorieren das mal.

Wir kommen am Campingplatz an und parken unser Womo – wie üblich – erst einmal außerhalb, um uns den Platz anzuschauen. Vorn gibt es den Wohnmobilhafen, rechts davon die Einfahrt zum Campingplatz. Ich begebe mich zur Rezeption und frage, ob es noch einen freien Platz für unser Womo auf dem Campingplatz gibt. Die Antwort der Empfangsdame (die laut Imagefilm überaus freundlich sei, worauf auch großen Wert gelegt werde): „Nein. Solange es im Wohnmobilhafen noch freie Plätze gibt, möchten wir nicht, dass die Wohnmobile auf den Campingplatz kommen.“ Ich bin zunächst sprachlos und frage dann, wer denn die Auserwählten sind, die dort auf dem Platz überall stehen. Sie erklärt mir, dass es Dauercamper sind. Es gibt aber zwei Reihen für Touristencamper – eine direkt an der Weser (immerhin!) mit 11 Stellplätzen, die aber natürlich besetzt und auf Jahre ausgebucht sind, dahinter die 2. Reihe mit 10 Plätzen. Falls dort etwas frei sein sollte, könnten wir uns dorthin stellen. Sie gibt mir einen Plan mit, auf dessen Rückseite das Procedere der Automaten beschrieben ist.

Wir schauen uns die Plätze in der 2. Reihe an – Kuschelcamping pur. Die Plätze sind so eng, dass man gerade noch die Markise ausfahren kann. Zwischen erster und zweiter Reihe verläuft der Weserradwanderweg, der auch um diese Jahreszeit sehr frequentiert ist.

Wir haben Glück (wirklich?), es ist ein einziger Platz noch frei, in den wir unseren Vario hineinzwängen, nachdem wir uns mit diversen Automaten auseinander gesetzt haben. Man muss nämlich erst an der Schranke ein Ticket ziehen, das man erst bekommt, wenn man mit dem Womo vor der Schranke steht. Die Schranke geht dann auf, man fährt durch und der Automat spuckt das Ticket aus, mit dem man dann zu einem anderen Automaten geht, um das Ticket aufzuladen. Nun steht man mit dem Womo bereits hinter der Schranke und muss auf den Radwanderweg fahren, um zu seinem freien Platz zu gelangen. Falls dort alle Plätze belegt sein sollten, müsste man rückwärts wieder rausfahren, da es keine Wendemöglichkeit gibt.

Wir bauen schnell auf – ein netter Nachbar erklärt uns, wie man den Strom aktiviert. Das geht mit dem inzwischen aufgeladenen Ticket und einem weiteren Automaten, der auf unserem Platz steht. Einen Wasseranschluss gibt es auf diesem hypermodernen Platz allerdings nicht.

Wir beeilen uns, weil der Einkaufsladen in Grohnde heute am Samstag nur bis 13 h geöffnet hat. Dorthin müssen wir mit der Fähre übersetzen, der Anleger ist in Laufweite vom Campingplatz entfernt.

Die Grohnder Weserfähre ist eine Schrägseilfähre. Sie wird oben von einem Seil geführt und fährt  – nur von der Strömung der Weser angetrieben – auf die andere Uferseite. Die Überfahrt kostet 0,80 € pro Person, die Roller und Sammy zählen nicht. Es können auch bis zu 3 PKWs oder 1 Wohnmobil mitfahren (Womo kostet 4 €).

Sammy, der überhaupt nicht gern Schiff fährt, hat es erst gar nicht realisiert, dass es sich hier um eins handelt. Erst als wir mitten auf der Weser sind, begreift er und will wieder nach hinten raus.

Wir steigen am anderen Ufer aus und fahren durch ein Stadttor in Richtung Grohnde. Wir haben Zeit, denn der Fährmann macht jetzt erstmal Mittagspause.

In dem Ort gibt es nur den einen Tante-Emma-Laden, sonst nichts.

Der Laden ist gut sortiert, es gibt auch Kuchen und heißen Kaffee.

Jetzt gibt es erst einmal lecker Kaffee und Kuchen
Zuviel Sonne für uns auf diesen Plätzen

Wir genießen unser verspätetes Frühstück und beobachten die Leute, die hier einkaufen. Der Laden ist gut besucht. Sammy verbellt die Postbotin, wie er es zu Hause auch immer macht.

Anschließend rollern wir zurück zur Weser. Der Fährmann macht noch immer Pause und wir setzen uns oberhalb des Anlegers auf eine Bank und genießen das schöne Wetter und das Ambiente.

Zurück auf dem Platz setzen wir uns auf die Terrasse vom Fährhaus, von wo aus man einen schönen Ausblick auf die Uferanlage hat.

Die Terrasse ist zwei geteilt, der vordere Bereich ist Imbiss mit Selbstbedienung, der hintere Teil gehört zum Restaurant.

Der Blick in die Speisekarte ist allerdings ernüchternd. Wir hatten gedacht, dass es in einem Weser-Fährhaus Fischgerichte gibt, zum Beispiel Krabben mit Bratkartoffeln oder Aal. Hier aber nicht, es gibt nur bayrische, sehr fleischlastige Küche. Daher tragen die Servicedamen auch Dirndls, was mich schon gewundert hat.

Wir beschließen, noch etwas auf dem Weserradweg herumzurollern, die Gegend ist ja recht schön. Aber man kann darüber hinaus nicht viel unternehmen und auf diesem grausamen Stellplatz wollen wir uns wirklich nicht hinsetzen.

Wir überlegen, was wir hier noch machen können und kommen schnell zu dem Ergebnis: nichts. Also packen wir unsere Sachen zusammen und fahren wieder nach Hause.

Dieser Campingplatz mit angeschlossenem bayrischem Gaudi ist einfach nicht nach unserem Geschmack – wohlgemerkt, unsere ganz eigene Meinung. Der Platz ist ja fast voll, also scheint es auch vielen Leuten hier zu gefallen.