Zweiter Teil

Auf geht's Richtung Atlantik !

Montag, 2.6. – Dienstag 3.6., Camping Le Truc Vert, Lège-Cap-Ferret

Am nächsten Morgen brechen wir auf und kaufen zunächst im Carrefour-Markt ein und tanken dort auch. Dann – um 9h30 – geht es los. Garmin erzählt uns, dass wir um 13h30 auf dem Camping Le Truc Vert eintreffen werden.

Zunächst klappt die Fahrt auch wieder ganz gut. Dann aber – ca. 5 km vor Bordeaux, gibt es einen langen Stau aufgrund einer Baustelle, der uns über eine Stunde kostet.

Relativ erschöpft kommen wir schließlich kurz nach 15 h auf dem Campingplatz an. Dort reihe ich mich in die Schlange vor der Rezeption ein – Einchecken ist hier ab 15h – und in der Rezeption gibt es nur eine Dame, die sich für jeden ankommenden Gast sehr viel Zeit nimmt, während draußen die Schlange immer länger wird.

Als ich an der Reihe bin, sage ich ihr, dass wir einige Tage bleiben wollen und einen schattigen und vor allem ruhigen Platz möchten. Sie fragt mich, wo ich so gut Französisch gelernt habe. Als ich ihr sage, in Paris, erzählt sie mir lang und breit, dass sie auch im 17. Arrondissement gewohnt hat und dass es ihr dort gut gefallen hat. Draußen wird die Schlange immer länger. Schließlich teilt sie mir eine Platznummer mit – nach insgesamt 40 Minuten bin ich fertig und versuche, mit Thomas unseren Platz – die Nummer 464 – zu finden. Das ist gar nicht so einfach, denn der Campingplatz hat ca. 500 Stellplätze, die einzelnen Nummern sind schlecht zu sehen, und es gibt auch nicht wirklich ein System bei der Nummerierung. Man kann sich eigentlich nur an den 7 (!) Sanitärgebäuden orientieren.

Schließlich werden wir fündig, sind aber sehr enttäuscht. Der Platz bietet kaum Schatten und durch die hohen Hecken, die nur oben belaubt sind, hat man keinerlei Privatsphäre. Am hinteren Ende verläuft ein Metallzaun und Thomas meint gleich: wie in der JVA.

Also suchen wir einen anderen Platz und finden auch einen weiter oben, inzwischen ist es fast 17h. Ich gehe zurück zur Rezeption – verlaufe mich einige Male – und reihe mich dort brav in die lange Schlange ein. Die Dame am Schalter entdeckt mich und ruft mir zu, ich solle nach vorn kommen, was ich unter missbilligenden Blicken der anderen Wartenden auch mache.

Ich sage ihr, dass uns der zugewiesene Platz nicht gefällt, dass wir aber einen anderen gefunden haben. Das geht gar nicht, meint sie, weil der andere Platz nur für Minibusse geeignet ist, da der Untergrund zu sandig ist. Das sei übrigens der Fall bei den meisten Stellplätzen (ca. 75%), daher stehen die Wohnmobile auch eng aneinander gekuschelt in Kolonien. Sie will dann noch nachschauen, welcher Platz geeigneter wäre, das wird mir aber langsam peinlich wegen der vielen Wartenden drinnen und draußen. Daher sage ich ihr, wir bleiben auf diesem JVA-Platz.

Wir beschließen, das Beste aus dieser Situation zu machen. Ich habe zwar schon für 3 Nächte bezahlt, wir wollen aber spätestens übermorgen hier weg.

In unserer Nachbarschaft gibt es ausschließlich Camper aus Deutschland, neben uns ein Paar aus Hamburg, die total durchorganisiert sind und bestimmt schon eine Ewigkeit hier stehen.

Das einzig Positive: die Sanitäranlagen sind spitzenmäßig.

Abends machen wir uns frische Ravioli mit Bolognese und gehen relativ früh schlafen.

Am nächsten Morgen hole ich Brot in dem gut sortierten Supermarkt auf dem Platz, der ist wirklich toll. Nach dem Frühstück machen wir uns auf zum Strand. Der Weg verläuft zunächst durch den Pinienwald, dann kommt die mit Holzbrettern ausgelegte Düne – erst hoch, dann wieder weit runter. Der Strand ist fast menschenleer und die Brandung ist ordentlich. Wir sammeln einige schöne Muscheln, dann überkommt uns wieder Traurigkeit, weil wir daran denken müssen, wie sehr Sammy diesen Strand geliebt hätte.

Obwohl wir noch für 2 Tage bezahlt haben, beschließen wir, am nächsten Tag weiter zu fahren. Diese großen Campingplätze mit Kuschelstellplätzen, wo man sich nur im Flüsterton unterhalten kann, weil die Nachbarn nur 2m entfernt stehen – das ist nichts für uns.

Wir vergeben für den Platz:
2/5

Gelände:
Atmosphäre:
Sanitär:
Ruhe:
Freizeitwert:
Am Meer:
Hund:
Preis/Leistung:
Infrastruktur:

3
3
4,5
4
3
3,5

2
4,5

Würden wir wiederkommen: NEIN

Mittwoch, 4.6. – Camping au Fil de l’Eau, Saintes

Der nächste Campingplatz unserer Wahl führt uns in das Departement Charente, nahe der Stadt Saintes. Er liegt an der Garonne und man kann Saintes fußläufig erreichen.

Früh um kurz vor 9h geht es los, zunächst ganz entspannt. Ca. 3 Stunden Fahrt, laut Garmin.

Wir sind fast am Flughafen Mérignac von Bordeaux, als uns zahlreiche hupende Taxis entgegenkommen, die wohl eine Streikaktion durchführen. Es kommt schlimmer: die Umgehungsstraße von Bordeaux ist aufgrund dieses Streiks gesperrt und schon sind wir mitten in Bordeaux. Wir fahren einem LKW hinterher, der eigentlich auch zum Flughafen wollte, und der führt uns dann wieder auf die Umgehungsstraße (Rocade), diesmal unten herum, so dass man der gesperrten Abfahrt entgeht.

Um 12h15 kommen wir auf dem Campingplatz an. Nach einer kurzen Diskussion mit der Dame an der Rezeption, die meinte, wir könnten erst um 14.30h auf den Platz und ich ihr sagte, dass ich gestern die telefonische Zusage bekommen hätte, dass wir auch vorher schon rauffahren könnten, bekommen wir die Zugangscodes für die Schranke.

Der Platz ist klein und übersichtlich, aber es gibt eigentlich keine Stellplätze am Fluss, denn dort stehen nur komische und hässliche Mietzelte. Ansonsten ist es eine große Wiese mit viel altem Baumbestand.

Merkwürdig ist das Sanitärgebäude. Während der Empfangsbereich und das Restaurant ultramodern und sehr gepflegt aussehen, fühlt man sich im Sanitärbereich ins frühere Jahrhundert zurückversetzt. Sauber ist es zwar und die Toiletten haben Brillen und Papier, aber die Armaturen sind uralt und vergammelt. Außerdem ist das Gebäude oben fast überall offen, so dass es dort zieht wie Hechtsuppe.

Witzig ist dann wieder die Waschmaschine und Trockner (beides Miele-Geräte), die ultramodern sind und bargeldlos mit Karte betrieben werden können.

Aber erst einmal wollen wir Saintes erkunden und machen uns auf in die Stadt, ein schöner Fußweg immer an der Garonne entlang.

kunstvolles Gemälde im Sanitärblock……

Wir vergeben für den Platz:
2/5

Gelände:
Atmosphäre:
Sanitär:
Ruhe:
Freizeitwert:
Am Fluss:
Hund:
Preis/Leistung:
Infrastruktur:

2
2
1,5
3,5
3,5
1

3,5
3,5

Würden wir wiederkommen: NEIN

Der Sanitärblock – hier hat Napoleon schon geduscht….

Die Innenstadt ist wirklich recht hübsch, die Hauptstraße ist links und rechts von hohen Platanen gesäumt. Von deren Pollen bekomme ich allerdings Husten, wie sich später herausstellt.

Wir finden eine Bäckerei, die wirklich leckere Croissants in allen Variationen anbietet. Ich gehe hinein und bestelle uns welche mit Aprikosen, kann aber auf einmal nicht mehr sprechen, weil ich einen Hustenanfall habe. Glücklicherweise legt sich das wieder, als wir weitergehen.

In einem kleinen Straßencafé machen wir Halt und genehmigen uns jeder ein Gläschen Chardonnay, schön kühl, herrlich. Wir sitzen direkt an einer Bushaltestelle, gegenüber ist das Palais de Justice. Wir genießen das schöne Wetter und beobachten die Menschen, die an uns vorbeilaufen.

Nach einiger Zeit gehen wir zurück und halten noch einmal in der Bäckerei an, um uns belegte Baguettes mitzunehmen, die wir dort vorher in der Vitrine gesehen hatte. Diesmal ist es die Verkäuferin, die unter Husten leidet. Sie erklärt mir, dass es von den Platanen kommt und sie damit arge Probleme haben.

Wir schlendern zurück zum Campingplatz und ich mache mich auf, um unsere Wäsche in der hochmodernen Anlage zu waschen. Also Waschmaschine eingefüllt, Knopf gedrückt, dann soll ich mit meiner Visakarte zahlen. Das klappt leider nicht. Eine Mitarbeiterin kommt mir zur Hilfe und plötzlich fängt die Maschine an, obwohl meine Karte nicht eingelesen war.

Nach 45 Minuten ist die Wäsche durch, jetzt also Angriff auf den Trockner. Der will aber partout nicht anspringen, weder mit noch ohne Visakarte. Ein Mitarbeiter versucht sein Möglichstes, meint dann aber, er würde mal die Hotline anrufen.

Irgendwie kommt mir das alles bekannt vor. Auf dem Campingplatz Salendrinque hatte ich auch die Waschmaschine torpediert, so dass Celine die Hotline anrufen musste.

Nach einiger Zeit hat der Mitarbeiter die Hotline am Handy und zusammen schafft er es, den Trockner wieder in Gang zu bringen. Ich bin froh, weil wir doch am nächsten Tag weiterfahren wollen, und ein Sack voll nasser Wäsche könnte ein Problem werden.

Den Rest des Abends verbringen wir vor dem Bus und essen unsere Sandwiches, nachdem wir mutigerweise in dem zugigen Waschhaus geduscht haben.

Donnerstag, 5.6. – Montag 9.6. – Camping Orgatte, Notre-Dame-de-Monts

Früh um 8h holen wir unser bestelltes Brot an der Rezeption und fahren los – jetzt wieder Richtung Küste. Es geht in die Vendée zum Campingplatz Orgatte, der wunderschön im Wald liegt, nur ein kurzer Weg zum Strand. Wir waren vor 2 Jahren schon einmal dort.

Kurz vor 12h kommen wir an, gerade noch rechtzeitig, bevor die Rezeption schließt. Unser Platz Nr. 35 ist noch frei, allerdings ab Dienstag nach Pfingsten reserviert. Aber bis dahin können wir ihn belegen.

Nach der Anmeldung fahren wir zurück in den Ort zum Supermarkt, um einzukaufen. So sind wir erst einmal eingedeckt, zum Campingplatz sind es sonst ca. 2km zu laufen.

Das Wetter ist bei unserer Ankunft nicht vom Feinsten: es regnet und regnet. So ein feiner fieser Nieselregen, der gar nicht aufhören will. Wir stellen uns auf unseren Platz und setzen uns unter die Markise. So entspannen wir uns erst einmal und genießen die frische Waldluft.

Abends gehe ich zum Snack am Eingang, den es erst seit diesem Jahr gibt und der von Jeremy geführt wird. Ich bin seine erste und einzige Kundin an diesem nieseligen Abend und er schmeißt seine Fritteuse an, um mir leckere Pommes zu machen.

Am nächsten Tag ist das Wetter besser, zumindest ist es trocken, aber noch recht kühl. Thomas macht uns eine leckere Gemüsesuppe, die schön aufwärmt.

Abends hören wir uns bei NDR Live das Fußballspiel Deutschland gegen Portugal an, das für unsere Mannschaft nicht gut verläuft.

Leider erwischt mich so eine unangenehme Magen-Darm-Geschichte, die mich erst einmal ausknockt. Am nächsten Tag ist somit Diät angesagt.

Wir vergeben für den Platz:
4.5/5

Gelände:
Atmosphäre:
Sanitär:
Ruhe:
Freizeitwert:
Am Meer:
Hund:
Preis/Leistung:
Infrastruktur:

4,5
4,5
3
4
4
4

4
3,5

Würden wir wiederkommen: JA

Am Sonntag ist wieder mal Waschtag. Es gibt hier 2 Waschmaschinen und einen Trockner, die Jetons dafür muss man an der Rezeption für je 5€ kaufen. Ich habe schon arge Bedenken, weil ich ja immer die Waschanlagen zu torpedieren scheine.

Die Waschmaschine läuft prima, nach 25 Minuten ist die Wäsche fertig und hoffentlich sauber. Der Trockner läuft eine Stunde lang – danach ist die Wäsche schön warm, aber noch feucht. Also schiebe ich noch einen Jeton hinterher. Diesmal dauert es 1½ Stunden – Ergebnis wie gehabt: warm und feucht. Also Wäscheleinen gespannt und aufgehängt. Glücklicherweise regnet es heute nicht und die Sonne scheint.

Abends sitzen wir gemütlich in unsere Decken gekuschelt unter der Markise und hören uns das Endspiel der Nation League an. Unglaublich spannend mit tollen Reportern und einem schönen Ergebnis: Portugal gewinnt im Elfmeterschießen.

Pfingstmontag – der Campingplatz wird immer leerer, viele beenden heute ihr Pfingstwochenende. Jammerschade, dass ausgerechnet unser Platz ab morgen reserviert ist.

Wir beschließen, morgen früh auf die Insel Noirmoutier zu fahren und dort zu bleiben, wenn es uns gefällt. Falls nicht oder falls wir dort keinen schattigen Platz bekommen, kommen wir wieder hierher nach Orgatte zurück, denn die nächsten Tage soll es sehr heiß werden.

unser alter „Vollschatten“ Platz!

Ende Zweiter Teil